DSWV deckt Fehlentwicklung auf dem Sportwetten-Markt auf

Christian-WebberChristian Webber
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Das Logo des DSWV / Quelle: Deutscher Sportwettenverband

Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) hat sich kürzlich intensiv mit dem (Miss-)Erfolg der Regulierung befasst. Natürlich war es richtig, den Sportwetten-Markt zu regulieren. Es ist sogar zwingend nötig, von staatlicher Seite für Ordnung und sportliche Integrität zu sorgen.

Doch sieht der DSWV eine deutliche Fehlentwicklung und macht dies problemlos an konkreten Zahlen fest. So fand im Jahr 2022 ein Rückgang auf dem Sportwetten-Markt um 13 % statt. Dies ist insoweit ungewöhnlich, da eine Weltmeisterschaft stattgefunden hat.

Gleichzeitig boomt der Schwarzmarkt. Folglich sind die Spieler nicht alle mit dem Angebot der in Deutschland lizenzierten und damit legalen Anbieter zufrieden. Sie weichen auf ausländische Buchmacher aus und platzieren ihre Einsätze abseits der deutschen Regulierung.

Aus Sicht des DSWV ergibt sich dadurch ein deutlicher Handlungsbedarf. Der legale Markt verlangt nach einer Stärkung, um Sportwetten-Spieler zu halten und zurückzugewinnen. Uns von Online-Casino.de stellt sich gleichwohl die Frage, ob eine ähnliche Entwicklung auch bei den Casino-Spielen zu erwarten ist.

Warum entwickelte sich der Sportwetten-Markt 2022 zurück?

sport-news-128x128.pngEin Rückgang von 13 % hört sich für viele Leser vielleicht nicht bedeutsam an. Doch in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass der Sportwetten-Markt bei seinem Wachstum längst noch nicht am Ende angekommen ist. Die Umsätze stiegen, bis zur Corona-Krise, immer weiter an.

Im Jahr 2022 stand dann die WM in Katar auf dem Plan. Wenngleich der Wettbewerb umstritten war, ist es für Wettende ein Paradies. Viele Spiele finden in kurzer Zeit statt. Es gibt interessante Angebote und fast rund um die Uhr lassen sich Fußballspiele schauen - und darauf wetten.

Dennoch zeigt die Entwicklung überraschend nach unten. Wir zeigen dies nochmals anhand der Spielumsätze der letzten Jahre auf:

  • 2016: 6,14 Milliarden Euro
  • 2017: 7,52 Milliarden Euro
  • 2018: 7,68 Milliarden Euro
  • 2019: 9,28 Milliarden Euro
  • 2020: 7,79 Milliarden Euro (Corona-Knick)
  • 2021: 9,4 Milliarden Euro
  • 2022: 8,2 Milliarden Euro

Anders als für das Kalenderjahr 2021, gibt es für das Jahr 2022 keine Krise, die als Begründung für den Rückgang herhalten kann. Der Sportwetten-Markt war im stetigen Aufwind. 2021 wurde dann die Regulierung auf den Weg gebracht, die sich 2022 in einem Rückgang beim Umsatz bemerkbar macht.

Entwicklung des Gesamtumsatzes auf dem Sportwettenmarkt in Deutschland von den Jahren 2014 bis 2020

Entwicklung des Gesamtumsatzes auf dem Sportwettenmarkt in Deutschland von den Jahren 2014 bis 2020 // Quelle: Statista

Aus diesen Gründen schrumpfte der Sportwetten-Markt um 10 %

Der Rückgang betrifft natürlich auch die Sportwetten-Steuer, die sich auf 433 Millionen Euro verringerte. Nachfolgend möchten wir die Gründe für den Rückgang des Umsatzes aufschlüsseln, die auch der DSWV in seiner Pressemeldung nennt.

  1. Fehlende Attraktivität des Marktes: Die deutsche Regulierung setzt die eigenen Anbieter gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland in einen Nachteil. Es gibt hierzulande weniger Wetten und bisweilen mit unattraktiveren Quoten.
  2. Vorhandene Zahlungsmöglichkeiten: Manche Spieler beharren auf einer konkreten Zahlungsoption. Ist diese bei ihrem Anbieter nicht mehr verfügbar, suchen sie sich lieber einen neuen Wettanbieter.
  3. Spannende Bonusangebote: Auch in Sachen Bonus gibt es in Deutschland Vorschriften, an denen sich die ausländischen Bookies nicht zu halten brauchen. Legale Anbieter können Boni nicht in gleicher Höhe, Vielfalt oder Frequenz anbieten.
  4. Deutsches WM-Aus: Nicht alle Gründe des Umsatzrückgangs haben mit der Regulierung zu tun. Auch das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft ist ein Grund. Wobei der Umsatz auch in Nicht-WM-Jahren sonst angestiegen war.

DSWV-Markstudie analysiert die Aktivitäten der illegalen Sportwetten-Anbieter

soccerUm entsprechende Fakten auf den Tisch legen zu können, hat der DSWV jetzt zum zweiten Mal in Folge eine Marktstudie in Auftrag gegeben. Dabei konnte eine Zunahme von illegalen Glücksspiel- und Sportwetten-Angeboten um 65 % festgestellt werden.

Insgesamt wurden dabei 1.500 Homepages ohne deutsche Lizenz geprüft. Davon konnten Deutsche 840 Stück besuchen. Auf 723 dieser Seiten war es überdies möglich ein Spielerkonto zu eröffnen. Zum Vergleich: Aktuell haben 46 Anbieter in Deutschland eine Lizenz erhalten. Nur 31 Lizenzen sind für Sportwetten-Anbieter ausgestellt.

Bislang zeigt sich, dass die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder beim Kampf gegen den Schwarzmarkt den Kürzeren zieht. Allerdings ist die neue Behörde erst wenige Monate vollständig besetzt. Daher ist hier vielleicht noch ein wenig Geduld nötig.

Doch die legalen Anbieter sind ungeduldig. Sie halten sich an die Vorgaben und deshalb gehen ihnen Kunden an den Schwarzmarkt verloren. Erste Vorhaben illegale Internetseiten durch IP-Blocking vom Markt zu nehmen, sind vor Gericht gescheitert.

Der DSWV wünscht sich stattdessen eine Stärkung des legalen Marktes, um die illegalen Anbieter zu verdrängen. DSWV-Präsident Mathias Dahms bringt es auf den Punkt:

"Leider ist 2022 genau das Szenario eingetreten, vor dem wir immer wieder gewarnt haben: Der legale Markt muss sich gegen die unzähligen Schwarzmarkt-Anbieter, die sich an keinerlei Vorgaben und Regeln halten, behaupten. […] Da haben die legalen Angebote einen schweren Stand."

Die Wirkung von Werbung und deren Auswirkung auf die Glücksspielsucht

Auch die Werbung beziehungsweise das Verbot von Werbung ist Teil des Problems, wie DSW-Hauptgeschäftsführer Luka Andric schildert:

"Werbung dient dazu, all diejenigen, die sich ohnehin bereits für Sportwetten interessieren, in den staatlich beaufsichtigten und damit sicheren Markt zu lenken. Um in Deutschland eine Sportwettenerlaubnis zu bekommen, müssen Anbieter zahlreiche Spielerschutz-Kriterien erfüllen. Den illegalen Anbietern aus Drittstaaten sind die deutschen Regelungen völlig egal. Viele werben sogar im Internet gezielt damit, auch gesperrte Spieler spielen zu lassen. Diese Art der Werbung muss dringend unterbunden, die Werbemöglichkeiten der legalen Anbieter gestärkt werden."

Anders gesagt: Spielern in Deutschland müssen die Angebote bekannt sein. Nur dann können sie die legalen Anbieter zielsicher ansteuern. Dem DSWV ist es überdies wichtig zu erwähnen, dass es keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Glücksspielwerbung und Spielsucht gibt.

Beispielhaft werden Großbritannien und Dänemark angeführt. Im United Kingdom wurde das Werbevolumen erhöht und die Anzahl der Problemspieler in der Bevölkerung ist gesunken. In Dänemark nahm das Werbevolumen ab und die Anzahl der Problemspieler stiegen an.

Trifft die Fehlentwicklung auf dem Glücksspielmarkt auch die Casino-Branche?

Generell ist es eine gute Sache, dass eine Regulierung existiert. Spieler sollten Glücksspiele im Internet nicht vollständig auf sich allein gestellt spielen. Dennoch gibt es Parallelen zu den Problemen, die der DSWV in Bezug auf Sportwetten anspricht.

  1. Attraktivität des Marktes: In Deutschland könnte es zur Spaltung kommen. Casino-Spiele (z.B. Roulette) sind bei einem Anbieter zu finden, Automatenspiele beim nächsten. Dies ist zu umständlich. Auch die Freigabe von Games dauert zu lange. Deshalb ist das nicht in Deutschland lizenzierte Angebot für Spieler noch immer interessanter.
  2. Restriktive Spielbestimmungen: Es gibt ein Einzahlungslimit, einen Höchsteinsatz und eine 5-Sekunden-Regel. Die Kunden der Glücksspielseiten werden über die Maße gegängelt. Viele Spieler sind damit unzufrieden und suchen sich Anbieter, wo die Regeln weniger starr sind.
  3. Bekämpfung des Schwarzmarktes: Damit die legalen Anbieter, die für ihre Lizenz nicht wenig Geld auf den Tisch legen, sich im Wettbewerb behaupten können, müssen illegal agierende Unternehmen effektiv bekämpft werden. Noch scheint es der GGL diesbezüglich an den richtigen Werkzeugen zu fehlen. Erfolge werden zu langsam erzielt.

Fazit zur Fehlentwicklung auf dem Sportwetten- und Glücksspielmarkt

Die Regulierung ist richtig und wichtig. Aktuell sind die lizenzierten Anbieter, welche für ihre Konzession bezahlt haben, aber die Leidtragenden. Anhand der DSWV-Marktstudie lässt sich ablesen, dass vermehrt Spieler in den Schwarzmarkt abwandern.

Dort sind wiederum die Anbieter tätig, die sich nicht um eine deutsche Lizenz bemüht haben. Aktuell werden also die falschen Unternehmen belohnt. Da die Lizenzierung der Sportwetten-Anbieter früher geschah, als bei den Automaten- und Casino-Seiten, blickt die gesamte Glücksspielbranche, sofern sich die GGL nicht etwas einfallen lässt, in schwere Zeiten.

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder ist jetzt in der Bringschuld. Sie muss den legalen Anbietern zeigen, dass sie effektiv gegen die illegalen Wettbewerber vorgehen kann. Kürzlich hat die GGL einen Ordnungswidrigkeitsbescheid in fünfstelliger Höhe verhängt. Dies ist ein Anfang.

Alternativ ist der legale Markt zu stärken. Dies sollte möglichst schnell passieren. Denn ein Abwandern der Spieler in die Illegalität lässt sich leichter bewerkstelligen, als diese Kunden von dort zurückzugewinnen.

Quellenangaben:

Autor: Christian Webber
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