Erfolgreich geklagt: Tipico schließt Casino in Österreich

martin-hill-autorMartin Hill
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Online-Glücksspiel in Österreic

Online-Glücksspiel in Österreich / Shutterstock.com

Tipico ist ein großer Name in der Glücksspielbranche. Und doch ist es eines von vielen Unternehmen, welches in Österreich gerade einen schweren Stand hat. Denn derzeit läuft eine Klagewelle gegen die Betreiber von Online-Casinos und -Sportwetten. Streitpunkt ist mal wieder die europäische Dienstleistungsfreiheit. Österreichische Gerichte erkennen nur Angebote an, welche direkt in der Alpenrepublik lizenziert sind. Wer lediglich eine Konzession aus Malta vorzuweisen hat, der sieht sich aktuell mit Rückzahlungen konfrontiert. Tatsächlich laufen Klagen in einem Streitwert von 32 Millionen Euro gegen die Anbieter von Online-Glücksspielen in Österreich. Bislang geschlossene Verhandlungen endeten allesamt positiv aus Sicht der Kläger.

Oder anders gesagt: Die Glücksspielanbieter waren zur Rückzahlung entstandener Verluste verpflichtet. Daher ist es nur logisch, dass erste Betreiber reagieren. Tipico ist auch in Österreich ein großer Name. Immerhin gibt der Wettanbieter sogar der dortigen Bundesliga ihren Namen. Und doch zieht sich Tipico zumindest mit seinem Casino-Programm vor Ort zurück. Und es könnte erst der Anfang sein. Denn andere große Namen aus der Glücksspielbranche operieren derzeit noch mit Konzessionen, die nicht direkt in Österreich ausgestellt worden sind. Doch sind die Gerichte bislang auf der Seite der Spieler.

Verfahren mit 100 % Erfolgsquote: Online-Casinos müssen zurückzahlen

Die Firma Advofin finanziert die Klagen der Spieler. Bislang sind 1.500 Personen auf das Unternehmen zugekommen. 40 Verfahren wurden verhandelt. 40 Mal bekamen die Kläger Recht zugesprochen. Folglich sind die Casinobetreiber in allen Fällen verpflichtet, die entstandenen Verluste zurückzuzahlen. Bislang beziffert sich die Rückzahlung auf eine Summe in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Maximal kann die Summe auf 32 Millionen Euro ansteigen. Warum waren die Klagen allesamt erfolgreich? Es fehlte an der Lizenz aus Österreich. Das Finanzministerium macht hier sehr deutlich, dass Online-Angebote, die sich auf die EU-Dienstleistungsfreiheit berufen, als illegal angesehen werden. Gerichten ist es möglich die Angebote entsprechender Casino- und Sportwetten-Seiten als ungültig zu deklarieren. Folglich sind die entstandenen Verluste der Spieler dort nicht rechtens. Und deshalb ging bislang jede Klage durch.

Grundsätzlich ist Österreich was die rechtliche Lage der Casinos angeht sehr eigen. Denn es herrscht ein Casino-Monopol vor, welches gewissermaßen schon zu Zeiten des Kaisers Bestand hatte. Zumindest gilt dies für das "große Spiel". Gemeint sind damit Casino-Spiele, wo hohe Einsätze zu entrichten sind. Hier ist zum "kleinen Spiel" zu unterscheiden, wo die Einsätze oftmals nur wenige Cent, zumindest aber unter 50 Cent betragen. Echte Casino-Lizenzen liegen also nur bei staatlichen Spielbanken vor. Hier ist die Casinos Austria AG der ausführende Partner der Regierung. Doch bislang war es so, dass die Regeln gebeugt worden sind. Jeder Spieler konnte und kann auch aktuell noch über die Landesgrenzen hinweg in einem Online-Casino spielen. Wie selbst auf einem Ratgeber von Finanz.at geschrieben steht, müssen sich die Spieler selbst hier nicht sorgen. Wenn die Kunden jedoch ihre Verluste von den Casino-Betreibern zurückfordern können, so wird das Geschäft auf lange Sicht nicht ertragreich sein.

slotsUnternehmen spezialisieren sich auf Casino-Prozess: In Österreich haben sich bereits Firmen darauf spezialisiert, auf die Rückholung verlorener Einsätze im Online-Casino zu klagen. Die Erfolgsquote ist beeindruckend, wie auch auf profil.at geschrieben steht.

Tipico zieht sein Online-Casino in Österreich vom Markt zurück

Tipico-Casino in Österreich geschlossen

Tipico-Casino in Österreich geschlossen. Quelle: Tipico.at

Wenn der Spieler im Online-Casino gewinnt, zahlt das Unternehmen die Gewinne aus. Wenn der Spieler verliert, so holt er sich seine Verluste über eine Klage zurück. So oder so kannst du als Online-Casino in Österreich derzeit nicht gewinnen. Was bleibt? Der Rückzug! Tipico macht es vor. Und es ist durchaus wahrscheinlich, dass andere Casino-Anbieter ebenfalls diesen Weg gehen. Ab heute, dem 1. Februar 2021, ist Tipico.at für Casino-Kunden nicht mehr zu erreichen. Der Anbieter macht jedoch deutlich, dass die Seite für Sportwetten erhalten bleibt. Auch sollen Casino-Kunden ihr Guthaben weiterhin abbuchen können. Auch Bwin, William Hill und Mr. Green - weitere bekannte Namen der Casino-Szene - sind oder waren noch in Österreich aktiv. Denn aktuell scheint die Tendenz dahin zu gehen, die Casino-Sparte innerhalb der Alpenrepublik lieber vom Markt zu nehmen. Zu eindeutig enden die Prozesse zuungunsten der Casinos.

Natürlich schauen wir noch kurz auf die Rechtslage in Deutschland. Denn hier ist bei den Online-Casinos ebenfalls Bewegung drin. Derzeit scheint es fast so, als würden die legalen Anbieter den österreichischen Weg gehen. Spielautomaten bleiben erhalten. Tischspiele verschwinden aus dem Portfolio. Auch die Benennung der Kategorien ändert sich. Auf Tipico.de ist der Casino-Part jetzt unter dem Reiter "Games" zu finden. Und dort sind es auch fast ausschließlich Automatenspiele, die noch verfügbar sind. In Deutschland greift der neue Glücksspielstaatsvertrag, wenn sich die Ministerpräsidenten und Bundesländer einig werden, ab dem 1. Juli 2021. Neben den Online-Casinos soll auch das Online-Pokerspiel geregelt werden. Allerdings müssen 13 von 16 Bundesländern zustimmen, damit es eine deutschlandweite Regelung gibt. Die Zeichen stehen jedoch gut für eine Einigung.

informationGroßzügige Lizenzvergabe: Bezogen auf Sportwetten in Deutschland, erhält derzeit eine Lizenz, wer sich darum bewirbt und die erforderlichen Regeln befolgt. In der White List des Regierungspräsidiums Darmstadt sind die bekannten Namen fast alle vertreten - auch Tipico ist dort zu finden. Gibt es bald auch eine White List für Online-Casinos?

Autor: Martin Hill
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